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Vorbereitung neuer Sozialkürzungen und was dahinter steckt. / CVJM Remscheid / Boogie-Anarchie

In Uncategorized on Januar 23, 2010 at 5:31 pm

Dieser Beitrag richtet sich im Grunde an alle, insbesondere an die Jugend.

Die BILD titelte neulich: „Macht Hartz-IV Arbeitslose faul?“ Roland Koch und andere denken darüber nach, Hartz-IV-Arbeitslose als Billigst-Arbeitskräfte auszubeuten.

Merkel will Staatsausgaben sparen und Steuern senken.

All das zusammen heißt: Es soll an den ärmsten der Armen gespart werden, den Superreichen und Besserverdienenden aber sollen Steuergeschenke gemacht werden.

Das hört sich nicht nur irre und unmenschlich an, sondern ist auch irre und unmenschlich.

Aber wo kommt das her? Um das zu verstehen, muss man weit zurück schauen, in eine Zeit, die Millionen von Jahren währte, seit mindestens 1.300 Jahren aber vorbei ist (in einigen Teilen Deutschlands, anderswo noch länger):

Der „unnütze Esser“ – Instinkte treiben zu Herrscherwahn, aber auch zur Selbstaufgabe

Das menschliche Sozialverhalten im Naturschema funktioniert bei guter Versorgungslage ideal für alle, doch durchschnittliche Lebenserwartungen von 25 Jahren in den Eiszeiten ergaben sich nicht vor dem Hintergrund stets perfekter Versorgungslagen. Krankheiten spielten dabei keine besondere Rolle: Die Immunsysteme waren auf die üblichen Infektionskrankheiten eingerichtet, dünne menschliche Besiedlung und fehlender Fernverkehr hielten den Menschen Epidemien weitgehend vom Hals.  Noch bevor Menschen zu diffizilen

abstrakten Debatten befähigt waren, war Lebensnot Teil normalen Lebensschemas und damit

der Umgang mit Not instinktiv verankert. Entsprechend ist der Mensch instinktiv auf Fälle eingerichtet, in denen er seine übliche soziale Haltung zugunsten  von Selbst- und Arter- haltung aufgeben muss.

Die Natur kennt dafür nur eine Ausgangslage: Hunger. Solange alle genug zu essen hatten, gab es weder Kriege zwischen den Sippen noch asoziale Verhaltensweisen innerhalb der Sippen. Das war über Millionen von Jahren so.  Damit ist instinktiv (!) im Menschen angelegt, dass Ausgangsursache letztlich jeden eigenen Unwohlseins materielle Not sei, auf die er in ureigenem Interesse zu reagieren habe. Sein Reaktionsspektrum umfasst dabei zwei Tendenzen:

1.  Die Tendenz, sich durch effizienten Beitrag zum Nahrungserwerb oder in anderer Weise  für die Sippe unverzichtbar zu machen (Absicherung der eigenen Position in der Sippe).

2.  Die Tendenz, den Wert aller anderen Sippenmitglieder zunehmend anhand ihres Beitrages  zur Sippenversorgung emotional festzulegen und damit die Nützlichen zu stützen, die  Schwachen aber unter Druck zu setzen: Wer nützlich ist, wird deshalb tendenziell  geliebt,  wer mehr kostet, als er nutzt, wird deshalb tendenziell gehasst, zur Not letztlich soweit,  dass man ihn ohne Gewissensbisse in den praktisch sicheren Tod schicken kann: Verstoß durch die Sippe.

Die erste Tendenz ist eindeutig positiv für alle der Gemeinschaft, die zweite Tendenz entspricht unvermeidbarer Auslese, wenn die Art unter widrigen Umständen erhalten bleiben soll.

So galt es Millionen Jahre lang für den Menschen, als er im Naturschema lebte, wobei er wirklich alles für die Sippe gibt (scheinbare Selbstaufgabe!), die Sippe ihn dafür aber nicht nur ernährt, sondern ihm dafür wirklich alles gibt, wonach seine Triebe rufen.

Das Schema: Die Gemeinschaft bindet den einzelnen dadurch, dass sie seine Gefühle bei „Selbstaufgabe“ für die Gemeinschaft so beherrscht, das sein Leben ihm möglichst lebenswert erscheint, indem sie ihm eben alles gibt, was er für sein Wohlgefühl braucht.

Auch nach diesem „Deal“ des Lebens sehnt sich Mensch zumindest unbewusst, solange er ihn nicht realisieren konnte, was aber längst nicht heißt, dass es ihm bewusst ist: Der Mensch kann es sich normalerweise nicht vorstellen, wie es wäre, nach einem anderen als dem von ihm erlernten Schema zu leben.

Jedenfalls:

Solange es eben ging, herrschte das paradiesisches Lebensgefühl vollständiger Trieberfüllung inklusiver bester Versorgung der Alten usw. in der Sippe, so dass die Aufgabe von Individualzielen niemanden schmerzte: Wenn von Dir geliebte Menschen aus Liebe an Dein Wohl denken, brauchst Du Dich um Dein eigenes Wohl nicht mehr viel zu kümmern.

Zu  mehr Glücksgefühl ist der Mensch technisch nicht fähig, auch dann nicht, wenn ihm der gesamte Kosmos gehört und er mit allen und allem beliebig verfahren kann!  Vor diesem Hintergrund ist es zu sehen, dass keiner auch nur murren wollte, dass jeder Ertrag Gemeinschaftsertrag war, dass jedes allen bedeutsame Vermögen Gemeinschaftsvermögen war (persönliche Gegenstände des Gebrauchs hatte natürlich jeder!).

So kam die erste Tendenz des „Notverhaltens“ bereits als letzter Rettungsanker vor der zweiten zum Tragen: In einer gesunden Sippe gab es keine ungeliebten Menschen, so dass Not zunächst dazu führte, dass alle sich bis zur Erschöpfung anstrengten, um die Versorgungsleistung zu erhöhen. Erst, wenn alles auf Hochtouren lief, und es dennoch zu knapp war, mussten „unnütze Esser“ rücksichtslos aus der Sippe verstoßen werden, wenn der Rest überleben wollte.

Dem trägt die zweite Tendenz Rechnung, indem der Mensch  mit zunehmend stärker empfundener Not immer größeren Hass auf den „unnützen Esser“ aufbaut, der letztendlich stärker als jede Liebe sein kann, nämlich dann, wenn es nach Lage der Gefühle um das eigene Überleben geht. Die Liebe zu den Starken nimmt ebenfalls mit zunehmend empfundener Not zu, weil die Starken im Naturschema die Karre für alle bestmöglich aus dem Dreck ziehen. Diesem instinktiv veranlagten Umstand hatten Menschen wie Hitler und Stalin ihre imposante Macht zu verdanken: Ohne, dass sie selbst auch nur einen einzigen Menschen liebten, wurden sie von vielen Menschen innigst geliebt, euphorisch schien ihnen der Gedanke, den „Führern“ blind und bedingungslos zu folgen! Da Hitler und Stalin niemanden wirklich liebten, nahmen sie auf nichts und gar nichts Rücksicht. Was aber kommt heraus, wenn absolute Rücksichts-

losigkeit bestimmt, während die Bestimmten sich selbst willig aufgeben? Na eben.

Unter heutigen Verhältnissen wirken die Triebzwänge nach wie vor, allerdings vor dem Hintergrund anderer gesellschaftlicher Verhältnisse mit ungeheurer Destruktivität:

1. Der Mensch ist innerlich noch so eingestellt, als ob jedes Unwohlgefühl außer Schmerz  über Krankheit und Tod (außer Hungertod) darauf zurückzuführen sei, dass insgesamt  die Nahrung knapp sei. Geld und Macht sind nur Symbole dafür. Da so gut wie niemand eine sexuelle Beziehung führt, in der gegenseitige sexuelle Erfüllung herrscht, ist bereits deshalb das Wohlbefinden eines jeden massiv gestört. Da darüber hinaus die übrigen    Sozialtriebe unter heutigen Bedingungen ebenfalls nicht wirklich erfüllend ausgelebt werden, kommt noch weiterer Unmut hinzu. Vor diesen Hintergründen fühlen sich auch  Menschen unwohl, die über ein Einkommen von 3.000 Euro monatlich pro Familienmitglied  erzielen, auch solche, die en passant 60 Millionen „Abfindung“ erhalten, auch solche, die bereits    50 Milliarden besitzen oder einen ganzen Staat despotisch beherrschen. Und jeder von  ihnen meint im Grunde: „Wenn ich mehr Geld/Herrschaft über andere hätte, wäre ich glücklicher!“

 Dabei stimmt das natürlich seit dem Moment nicht mehr, da das alte Sozialsystem zerschlagen wurde, wo der Nutzen des Einzelnen der Gemeinschaft zugute kam, die ihn dafür mit vollständiger Trieberfüllung belohnte. Ein Aktiendepot, ein Bankkonto, ein Park von Immobilien – all das erfüllt niemandem irgendwelche Triebe, so dass aus unerfüllten   Sozialtrieben resultierender Drang nach Geld und Herrschaft unter heutigen Voraussetzungen aus Sicht des Einzelnen nur solange Sinn haben kann, wie seine eigene  materielle Grundversorgung nicht sichergestellt ist.  Kein Mensch, der ein taugliches Dach über dem Kopf, Bewegungsfreiheit  und genügend Nahrung für sich und die Seinen hat, wird den Rest seiner Probleme durch zusätzliches Geld los, reagiert aber dennoch auf prinzipiell alle Probleme nach dem alten Urschema:  „Ich fühle mich unwohl, und kann das  nur ändern, indem ich materiell möglichst viel hereinhole, denn dann werde ich von allen geliebt, und die Gemeinschaft gibt mir alles, wonach ich mich sehne.“

Der geldgierige/herrschsüchtige Mensch handelt tatsächlich nach diesem massiv in uns   verankerten Schema,  wobei ihm aber nicht klar ist, dass dieses Schema auch ihn selbst nur  unter den Umständen sozial einwandfrei intakten Gemeinschaftslebens glücklich machen  kann. Aufgrund fehlender Gemeinschaftsorientierung wird stattdessen letztlich jeder, der überhaupt etwas von ihm haben will, als  “unnützer Esser“  eingeordnet, den er zunehmend  massiver zu bekämpfen bereit ist, oder zumindest, seiner Bekämpfung durch andere tatenlos zuzusehen. Dieser Urinstinkt machte auch Judenverfolgung usw. überhaupt erst  möglich: Immer dort, wo Menschen ohne Vergehen/ohne eigene Schuld „abgestraft“ werden, ist dieser Instinkt aktiv, der Instinkt zur Schikanierung unnützer Esser, der   tatsächlich zur Auslebung zwingt: Jeder wie auch immer frustrierte Mensch sucht automatisch nach dem „unnützen Esser“, dem Sündenbock. Auf diesen Trieb zielte auch die „Faulenzer“-Kampagne von SPD- Bundeskanzler Gerhard Schröder zur Einstimmung des Volkes auf Hartz-IV.

 Ein Mensch in unserer Gesellschaft kann seinen Frust entweder auszuleben suchen, indem er sich dem System anpasst und innerhalb des Systems  schwächere Menschen schikaniert,  wie weitgehend auch immer, oder er kann diesen Frust auf ein anderes Ziel umlenken, was ihm selbstverständlich auch andere besorgen können. Ich denke, man solle die Energie  gegen die Ursachen des Übels lenken, nicht gegen hingehaltene Sündenböcke.

Unsere Urtriebe zwingen uns zu einem Selbstmordprogramm an unserer eigenen Art, wenn wir die in uns verankerten Grundlagen sozialen nicht begreifen und gegensteuern. Instinkte, die unter naturgesellschaftlichen Umständen der  Gemeinschaft dienen, laufen in den Mächtigen Amok.

Erfolgreiches Streben nach Geld und Herrschaft  macht nicht satter, sondern  hungriger und dabei rücksichtsloser! Auf der anderen Seite die unter das Minimum Getretenen, die mehr  oder weniger duldungsbereit sind.   Technisch kann man sie als Gasvolumen ansehen, das  die Geldgierigen immer weiter zu drücken versuchen, und wie für Gas so gilt auch hier:

 Niemals kann man Masse spurlos in Nichts auflösen.

 Die Entwicklung zu den Hitlers und Stalins, die Entwicklung zu den   Multimilliardären – all das ist zwingende Folge zerstörten Sexual- und Soziallebens, und kein Marx und kein  Milton Friedman können das laufende Selbstmordprogramm stoppen, ohne die Rückkehr  zu sozialer Trieberfüllung (inklusive Sexualtrieb) zu bewirken, weil wir alle vom Unterbewusstsein massiv getrieben werden, auf jeden Lebensfrust mit Geld- und Herrschsucht zu regieren! Der gute Teil der Botschaft: Verhilf Geldgierigen und Herrschsüchtigen zu  wahrem Gefühlsglück, und sie werden auf Geld und Herrschaft pfeifen – nicht vielleicht, sondern aus eigener Gefühlslage heraus zwingend. (Das meinte auch Jesus mit der Me-    tapher, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr denn ein Reicher in den Himmel (auf Erden!) komme, denn der Zusammenhang besteht zwingend: Solange einem Reichtum  etwas bedeutet, mangelt es an Lebensglück. Wer das aber sicher erkennt, kann seinen  Reichtum ohne jeden Schmerz abgeben, jeder andere hat nicht wirklich begriffen und  wird deshalb weiterhin dem Gelde nachlaufen, anstatt sich dem Leben zu nähern,    das seine Gefühlswünsche erfüllt („Himmel auf Erden!“): Einem Leben als sozial    vollständig integriertes Mitglied einer sozial einwandfrei intakten Gemeinschaft.)

  Doch man sehe sich die Realität an, was uns gesellschaftlich serviert wird:

   Obwohl es Unsinn wäre, zu behaupten, es sei nicht genug für alle da, und ein Arbeitsloser sei verantwortlich für „berechtigte“ Angst eines „Besserverdieners“ vor dem Hungertod, wird durch gezielte Kampagnen der Neoliberalen immer wieder an stärkste Urinstinkte appelliert,  die genau diesen Zusammenhang im Unterbewusstsein aller Menschen herstellen! Im Unterbewusstsein der Täter, wie im Unterbewusstsein der Opfer, wie im Unterbewusstsein derer, die noch Unbeteiligte sind.

 Damit wird bewusst zunehmende Verrohung der Starken und Unbeteiligten   und zunehmende Duldungsbereitschaft  der Schwachen und der Unbeteiligten zugleich bewirkt,   um sinnloses Geld- und Machtstreben zu rücksichtsloser Blüte zu führen, die logische  Endstation ist der Holocaust an den „Nutzlosen“, die irgendwann zu „Schädlingen“ werden:    

 Ganz genau so, als sei zu wenig Essen für alle da, und man müsse sich   deshalb zur  Sicherung des eigenen Lebens ihrer entledigen, tatsächlich so wird es letztlich auf Triebebene verarbeitet. Der Mensch tut nichts ohne (An-) Trieb, doch seine Triebe funktionieren  nur unter  bestimmten Bedingungen mit guten Ergebnissen, und jede Zerschlagung gesunder Sozialstrukturen entspricht im Grunde dem Versuch, den Menschen solange unter Wasser   zu tauchen, bis er unter Wasser atmen kann.

Der logische Zielpunkt der Entwicklung ist die Herrenmenschen-Sklaven-unwertes_Leben- Gesellschaft, wenn die Entwicklung nicht gestoppt und  revidiert wird. „Nutzloses Leben“ wird letztlich „entsorgt“ werden, und immer werden „nutzlos“ werden (massives „Wegsperren“ von Armut ist in den USA bereits Realität, die  statistische Häufung  merkwürdiger  Todesfälle von armen Kranken in US-Krankenhäusern auch).

 Das alles ist Folge des fehlgeleiteten „unnützer Esser“-Instinktes, so dass Ammaggeddon  keine Prophezeiung, sondern eine nüchterne Prognose ist. Jesus hatte die Triebstruktur des Menschen ganz offensichtlich entschlüsselt, und nicht nur er. Den Mächtigen war dieser  Umstand der gefährlichste an Jesus überhaupt, bereits damals hätte er nahezu jeden  politischen Irrsinn ungestraft verbreiten können, solange er  Kaiser, König und Judentum  nicht angriff. Die Propagierung von gesundem Triebleben verbunden mit der nötigen  Aufklärung griff aber das Fundament jeder Herrschaft an, denn gesundes Triebleben  kennt keine Herrschaft von Menschen über Menschen außerhalb von Situationen  akuter existenzieller Not. 

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Winfried Sobottka, United Anarchists

Impressum: www.winfried-sobottka.de

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