Interviewer: „Winfried Sobottka, Sie interviewen sich schon wieder selbst…“
Winfried Sobottka: „Das hat einfache praktische Gründe. So kann ich mich besser zu verschiedenen Punkten äußern, ohne krampfhaft nach sinnvollen Übergängen zu suchen, außerdem kann es so besser gerafft und damit besser lesbar gemacht werden.“
Interviewer: „Der Anarchisten-Boulevard hat den Alexa-Zahlen wie auch der WordPress-Statistik nach in recht kurzer Zeit starken Zulauf bekommen?“
Winfried Sobottka: „Daran haben viele mitgearbeitet, denen ich herzlich danken möchte, und dafür waren verschiedene Faktoren maßgeblich. Zum einen hat es sich sicherlich bemerkbar gemacht, dass der Anarchisten Boulevard von der Domain freegermany.de beworben wurde und wird, die bald die Zahl von 40.000 Besuchen in diesem Jahr überschreiten wird. Zum anderen wurde mit dem Anarchisten Boulevard ein vermutlich neuartiges Konzept gefahren: Artikel wurden in verschiedenen Fällen als „Internet-Flyer“ verwendet, d.h., mehrfach mit unterschiedlichen Suchbegriffen gesetzt, die sich auch in den Headlines wiederfanden. Damit könnte eine starke Distribution im Netz erreicht werden. All das wäre ebenso wie die starke Beachtung von freegermany.de nicht möglich, wenn unsere großartigen Hackerinnen und Hacker diese Projekte nicht unterstützen würden. Niemand sollte meinen, dass dem Staatsschutz nicht genehme Beiträge von allein auf guten Suchmaschinen-Positionen landen.“
Interviewer: “ Sie sind der Meinung, dass die von Ihnen so bezeichneten „Internet-Flyer“ ein gutes Mittel seien, um eine Präsenz bekannt zu machen?“
Winfried Sobottka: „Solange hinreichende Unterstützung durch erstklassige Internet-ExpertINNen gegeben ist, in jedem Falle.“
Interviewer: „Jetzt nach den Wahlen sind Sie der Meinung, dass die Zeit für durchgreifende politische Änderungen reif sei?“
Winfried Sobottka: „Mit dieser Meinung stehe ich nicht allein. Auch im WOMBLOG und anderswo äußern sich Leute mit der Tendenz. Von den SPD-Netzwerkern weiß ich, dass sie sich vor der Wahl zurückhielten, um nicht für ein miserables SPD-Wahlergebnis verantwortlich gemacht zu werden, dass sie aber vorhatten, nach den Wahlen Gas zu geben. Die Basis der SPD in Thüringen und die Basis der Grünen in Thüringen mucken auf gegen den Kurs von Matschie und der Parteiführung der GRÜNEN, eine Koalition mit der DIE LINKE an die Wand zu fahren. Wenn die echten Sozialdemokraten in der SPD jetzt nicht in die Gänge kommen sollten, dann werden sie es niemals tun bzw. schaffen, und ähnlich sieht es bei den GRÜNEN aus. Die Abspaltung von demokratischen Linken von der DIE LINKE in Scheswig-Holstein ist ebenfalls ein Zeichen dafür, dass autoritäre Parteistrukturen nicht mehr gefragt sind, dass politisch denkende Menschen basisdemokratische Strukturen, freie Diskussion und Anstand in der Politik wollen.“
Interviewer: „Sie sehen auch in der Konstellation der schwarz-gelben Regierung Veränderungspotential?“
Winfried Sobottka: „Natürlich. Die starken Wählerwanderungen von der UNION zur FDP haben doch einen Grund. Und der liegt doch nicht darin begründet, dass Guido Westerwelle so schön oder so klug wäre. Erstaunlicherweise wird von den Medien die naheliegendste Erklärung nicht öffentlich diskutiert: Dass die offensichtlichen Bestrebungen der UNION in Richtung Diktatur, Stichworte Schäuble, Bosbach, von der Leyen, von Guttenberg, auch bei vielen kapitalistisch gesonnenen Leuten für Entsetzen gesorgt haben und sorgen. An der Stelle hätte ihnen auch die Wahl der SPD nichts genützt, weil die längst signalisiert hatte, dass sie den Weg der Union im Grundsatz mitzugehen bereit war, konkret im Falle des sog. Internetzugangserschwernisgesetzes des Duos von der Leyen/ von Guttenberg. Also blieb ihnen aus ihrer sicht nur die Wahl der FDP. In der FDP wird man das wissen, und so sind Konflikte zwischen der UNION und der FDP absehbar.“
Interviewer: “ Bewegte Zeiten im Sichtfeld, keine Ruhepause für die Anarchistinnen und Anarchisten?“
Winfried Sobottka: “ Wir müssen alles tun, um einen möglich starken Einfluss mit der richtigen Zielrichtung zu nehmen. Ich bin mir sicher, dass meine Herzensschwestern und Brüder das exakt so sehen wie ich. In der Politik läuft es nach dem Quanten-Prinzip: Ab einem bestimmten Wirkungsquantum ändert sich etwas, bleibt man nur minimal darunter, so ändert sich gar nichts. Ruhen werden wir ungestört können, wenn wir tot sind.“
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